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Ein großer Schatten
Humorist aus Leidenschaft: Hanno Loyda interpretiert Heinz Erhardt
Germendorf "Vorlaut" stand mit schönster Regelmäßigkeit in seinen Schulzeugnissen.
Vorlaut ist Hanno Loyda noch heute, wenn er keck in Erhardtscher Manier auf Fragen antwortet, übliche
Floskeln verdreht, dreimal "um die Ecke denkt", wie er selbst sagt. Nie um eine Antwort verlegen,
verwundert es kaum, dass der Wahl-Germendorfer sich seit vielen Jahren als Humorist verdingt.
Schmunzelmeister und Hinterhofjodler Zu DDR-Zeiten regimekritisch "zwischen den Zeilen"
mit liderlichen Liedchen, entwarf er nach der Wende ein heiter-frivoles Programm: "Hanno, der Berliner Hinterhofjodler".
Heinz Erhardt, der "Schmunzelmeister der Nation" fröhlicher Ausdruck des Wirtschaftswunders Deutschland, die Grundlage
für Loydas derzeitiges Erfolgsprogramm "Große Schatten werfen ihre Ereignisse hinter sich", begleitete ihn schon in seiner
pre-humorigen Künstlerphase als Schlagzeuger. Mit DDR-Größen tourte er zwischen Zittau und Rügen, manchmal traten bei
Showprogrammen auch Humoristen "fragwüdigen Talents" auf. Irgendwann begann der Berufsschlagzeuger, der Rockmusik
liebte und mit Tanzmusik sein Geld verdiente, kleine Pausen mit lustigen Kommentaren zu überbrücken. Vieldeutige
Mehrzeiler von und a`la Heinz Erhardt kündigten die neuen Nummern an. Hanno Loyda fand zunehmend Gefallen am
Witzeln, entschloss sich 1984, sich um einen Berufsausweis als Humorist zu bewerben. Er begann, ein Programm
auszutüfteln, mit dem er sich vorstellen wollte. "Dreimal musste ich zu den Einstufungsveranstaltungen in den
Berliner Prater gehen", erinnert er sich noch heute mit Bitterkeit. "Wir wollen, dass unsere Bürger ein befreites
Lachen haben", wurde ihm von der Auswahlkommission als Begründung für die Ablehnung erklärt. Doch er gab nicht auf,
trat dank guter Kontakte zur Konzert- und Gastspieldirektion bald mit seinem Musikerausweis als Kabarettist auf. Erst
1987 erhielt er schließlich den ersehnten Nachweis, der ihm nun offiziell seinen Traumberuf testierte.
Lob von Erhardts Tochter
Aus "Brückware" bastelte er
kleine Liedchen, den Eigenheimbau verulkte er frei nach Roland Kaisers Erfolgshit
"Santa Maria" mit "Warum ist kein Sand da, Maria", Einmal kam in der Pause ein erboster Besucher zu ihm und meinte:
"Sie kriegen in der DDR keine Rente, dafür werde ich sorgen." Doch Loydas Erfolg war groß. Mit der Währungsunion kam
jedoch das Aus für den "Ostkünstler". "Die westdeutschen Kabarettisten sprachen immer alles aus, wir verschleierten.
Für mich ist das die größere Kunst", sagt er noch heute. Er entwarf seinen derbe Witzchen jodelnden Hinterhofberliner.
Der 90. Geburtstag und zugleich der 20. Todestag des berühmten Dickwansts Erhardt im Jahre 1999 animierte ihn zu seiner
Hommage. "Die Leute machen immer Kästner oder Reutter, kaum jemand bringt Erhardt auf die Bühne. Vorbild ist er aber
für jeden Humoristen", wundert sich Loyda. Sein Programm, mit dem er vor einigen Wochen im Oranienburger Schloss auftrat,
ist keine Parodie, auch keine Imitation. Hanno Loyda bleibt trotz aller erhardtscher Verwirrungen immer auch er selbst.
Und das sehr vergnüglich und so gekonnt, dass sogar Marita Erhardt Malicke, die jüngste Erhardt-Tochter, nach ihrem Besuch
im Schloss euphorisch schrieb: "Vermutlich hat mein Vater wie das begeisterte Publikum auf Wolke 17 sitzend, verschmitzt
grinsend gerufen: 'Gut gemacht, noch`n Gedicht!'"
(Quelle: MAZ vom 22.05.2002)
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